Back for good

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 Im Gehen müssen wir immer wieder kleinen Grüppchen ausweichen, die Selfies machen. Man schnappt Fetzen der Gespräche auf: Französisch, Spanisch, Deutsch, und andere Sprachen, die man nicht einordnen kann. Und klang das gerade nicht Sächsisch? Eine Gruppe diskutiert, in welchem Teil von Harry Potter die Brücke zerstört wurde, auf der wir uns gerade befinden: auf der Millennium Bridge, mitten im Herzen der Weltstadt London. Zu unserer Linken überragt die Tower Bridge alle anderen Themsebrücken und sieht doch winzig aus neben dem futuristischen Shard. Hinter uns thront die Kuppel von St. Paul’s Cathedral, links vor uns sieht man „dieses alte Theater aus dem Englischbuch“, Shakespeare’s Globe Theatre. Das Englandprojekt der Friesenschule ist zurück!

Nevermind Brexit?

 Zuletzt war das Englandprojekt für 2020 geplant. Schon damals lautete das Motto: Nevermind Brexit! Brexit hin oder her, das Englandprojekt der Friesenschule sollte fortgeführt werden. Spürbare Folge des Brexits sind jedoch die Einreisebestimmungen: während alle Mitfahrenden extra einen Reisepass beantragen mussten, war die Teilnahme für Schüler*innen aus Nicht-EU-Staaten nahezu unmöglich, da diese privat ein Visum beantragen mussten. Gut möglich, dass wir uns in Zukunft nach einem neuen Reiseziel umschauen werden. Vielleicht wird aus dem Englandprojekt ja ein Irlandprojekt?

Kooperation mit Collhusen

Auch sonst war bei der Neuauflage nicht alles wie zuvor. Als Folge von Corona und den Preissteigerungen mussten wir versuchen, einen kompletten Reisebus zu füllen, andernfalls war die Fahrt kaum bezahlbar. Nach Anfragen bei den umliegenden Schulen meldete das Schulzentrum Collhusen Interesse an. So wurde die Wiedergeburt des Englandprojekts gleichzeitig der Beginn einer neuen Kooperation: die Fahrt wurde gemeinsam geplant und durchgeführt. Am Ende konnten wir mit drei Lehrkräften und 19 Schüler*innen der Friesenschule sowie zwei Lehrkräften und 29 Schüler*innen des Schulzentrums Collhusen die Fahrt antreten. Während sich beide Schülergruppen anfangs noch etwas zögerlich begegnet sind, sorgte die gemeinsame Vorfreude schnell dafür, dass wir zu einer großen Gruppe zusammenwuchsen. Ein Nachtreffen ist bereits in Planung!

Programm-Highlights

Untergebracht waren wir in Gastfamilien in Hastings, die über die Reiseorganisation S-E-T wie immer zuverlässig ausgewählt wurden. Von dort ging es am ersten Tag nach Birling Gap, an den Fuß der höchsten Kreidefelsen Großbritanniens. Auch wenn das Wetter sehr britisch war und der Aufstieg zum Beachy Head mitunter zur Rutschpartie wurde, wurden wir oben angekommen mit einem fantastischen Blick über die berühmten Klippen der Seven Sisters belohnt.

Am zweiten Tag ging es dann das erste Mal nach London. Nach dem obligatorischen Foto auf dem Nullmeridian ging es von Greenwich aus mit dem Schiff ins Herz der Metropole. Dort angekommen stürzten wir uns ins Touristen-Getümmel und begaben uns auf eine Sightseeing-Tour von Big Ben zum Buckingham Palace. Auf dem Rückweg nach Greenwich sorgten die Londoner Rush Hour und Störungen auf der Jubilee Line für eine U-Bahn-Fahrt, die alle Beteiligten so schnell nicht vergessen werden.

 Am Folgetage ging es dafür deutlich ruhiger zu: in Canterbury gab es nach den Strapazen des Vortages ausgiebig Zeit für Shopping & Co. Am letzten Tag stand dann erneut London auf dem Programm. Nachdem wir am ersten Tag das touristische Zentrum erkundet hatten, ging es nun ins angesagte Shoreditch. Bei einer Street-Art-Führung konnten wir viele kleine und große Kunstwerke entdecken und ein Gruppenfoto mit William Shakespeare machen. Passenderweise bildete ein Theater-Workshop in Shakespeare‘s Globe Theatre den Abschluss der Fahrt, bevor es dann über Nacht auf die Rückreise nach Leer ging.

Was bleibt

Nach einer Woche England fuhren wir voller neuer Eindrücke und Erfahrungen im Gepäck nach Hause. Für die Schüler*innen ging es hinaus aus ihrer Komfortzone, an neue Grenzen und oft darüber hinaus. So kostete die Unterbringung in den Gastfamilien viele Schüler*innen anfangs etwas Überwindung, doch im Laufe der Tage fiel die Kommunikation immer leichter. Einen bleibenden Eindruck hat sicher die Fahrt in der durch die Rush Hour sehr vollen und von Störungen geplagten U-Bahn hinterlassen. Mit dieser Erfahrung im Hinterkopf war es für die meisten eine echte Herausforderung, sich erneut auf eine Fahrt einzulassen. Auch die Bewältigung der sprachlichen Hürden hat bei vielen der Mitfahrenden das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt. Und zu guter Letzt bleibt der Zauber der Stadt London, der bei allen tiefen Eindruck hinterlassen und den Wunsch auf eine Wiederkehr geweckt hat. Zurück auf der Millennium Bridge war es ein Collhusener Schüler, der diesen Zauber sichtlich beeindruckt zum Ausdruck brachte: „Wie können sich die Londoner nur daran gewöhnen, diesen Anblick jeden Tag zu haben? Wie kann man das alles irgendwann ‚normal‘ finden?“