30.05.2018
In Kooperation mit der Ehemaligen Jüdischen Schule Leer gelang es Schülerinnen und Schülern eines Religionskurses der 6. Klasse und einer 9. Klasse, Brücken zwischen Religionserkundung und Kulturerleben, zwischen Geschichte und Gegenwart zu schlagen und so Lerninhalte zu vertiefen und zu erleben. Dies geschah an drei unterschiedlichen Terminen – in den Räumen der Ehemaligen Jüdischen Schule Leer, im Rahmen einer Stadtführung und während einer Exkursion zur Groninger Synagoge.
Die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse behandeln zurzeit das Thema Judentum im Religionsunterricht. Nun konnte in der Ehemaligen Jüdischen Schule unter der Leitung von Frau Susanne Bracht das theoretische Wissen weiter vertieft werden. In entsprechend des hebräischen Alphabetes angeordneten Kleingruppen erkundeten die Schülerinnen und Schüler die jüdische Religion. Dies geschah auf spielerische Art und Weise, denn die Jugendlichen erkundeten an verschiedenen Lernstationen die Religion des Judentums auf eigene Faust. So entdeckten und bestaunten sie Fotos und Gegenstände wie die Mesusa oder die Menora und konnten mittels Audiobeiträgen Lebensgeschichten hören.
Für die Schüler der 9. Klasse standen dagegen die Lebenswege und die Erfahrungen jüdischer Mitbürger im Vordergrund. Während die Geschichte der NS-Diktatur und des Holocaust den theoretischen Rahmen bildeten, ging es in unterschiedlichen Audiobeiträgen von Zeitzeugen insbesondere um die in den 1930er Jahren zunehmend offen zutage tretende Alltäglichkeit des Antisemitismus. Anschließend an die aktuelle Debatte um Antisemitismus in Deutschland wurde außerdem die Gegenwärtigkeit des Themas diskutiert.
Eine weitere Vertiefung des Wissens fand mittels einer Stadtführung in Leer statt. Wo stand die Synagoge? Welche Teile der Synagoge finden wir noch und wie sah die Synagoge aus? Diesen Fragen gingen die Schülerinnen und Schüler mit Frau Menna Hensmann vom Stadtarchiv der Stadt Leer nach, indem sie zum Beispiel die Länge der Synagoge nachmaßen. Aber auch bildlich, durch eindrucksvolles Fotomaterial aus dem Archiv, wurde die Geschichte des jüdischen Lebens in Leer veranschaulicht und eine Brücke zwischen Vergangenheit und der gegenwärtigen Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler geschlagen.
Die Einheit mündete in eine Fahrt nach Groningen – dem Höhepunkt des Brückenbauens. Hier konnte sowohl die Vergangenheit anhand einer Stadtführung erkundet, gleichzeitig aber auch die jüdische Kultur hautnah erlebt und erfahren werden. Die Schülerinnen und Schüler besichtigten die Synagoge und kamen mit jüdischen Gemeindemitgliedern ins Gespräch, konnten Fragen stellen und durch die Begegnung mit Menschen erfahren, dass das Judentum eine gelebte Religion ist, die ihren Platz in der Gesellschaft hat.
Insgesamt war dieses vielschichtige Erleben nur dank der Kooperation mit der Ehemaligen Jüdischen Schule Leer, Frau Bracht und Frau Hensmann, aber auch durch die Spende von Albrecht Weinberg möglich. Die Europaschule Friesenschule Leer bedankt sich bei allen Beteiligten für die Unterstützung und Realisierung.