Podiumsdiskussion zum Thema Tod und Sterben

Veröffentlicht von

25.02.2019
Tod und Sterben, Patientenverfügung und Vollmacht, der letzte Atemzug – Themen, die im Allgemeinen wohl lieber ausgeklammert und umgangen werden, vor allem Kinder und Jugendliche sollen dieser Thematik oftmals nicht ausgesetzt werden.

Dem zum Trotz, mutig und offen, stellten sich die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen der Friesenschule Realschule Leer, ebenso wie die Referenten, die sich den Fragen der Jugendlichen stellten und Einblicke in ihr Leben und ihren Berufsalltag gaben auf einer Podiumsdiskussion, die am 25.02.2019 in der Friesenschule stattfand.

Die Einblicke waren so vielfältig und individuell wie die Referenten selbst: Marlies Smidt von der Hospiz-Initiative Leer e.V., Pastorin Susanne Eggert von der Krankenhausseelsorge des Borromäus-Hospitals Leer, Liane Freesemann als ehemalige OP-Schwester und Martin Wassink von Martin Wassink Bestattungen. Dabei ging es um das Sterben, Sterbebegleitung, Sterbehilfe, aber auch um Bestattungskultur, den tatsächlichen „letzten Atemzug“, unheimliche und hoffnungsvolle Begegnungen und Geschehnissen, aber auch um persönliche Ansichten wie die Frage nach einem Leben nach dem Tod.

Durch die unterschiedlichen Berufsgruppen konnte ein multiperspektiver Blick auf das Thema Tod und Sterben gelingen und den Schülerinnen und Schülern neue Einblicke liefern, die teilweise auch mit Tabus gebrochen haben. Dabei drehten sich viele Fragen der Schülerinnen und Schüler um das Thema des Todes von Babys und Kindern und deren Bestattung. Für alle Beteiligten war klar, dass solche Fälle für alle Betroffenen eine besondere Herausforderung darstellen. Gleichzeitig bestätigte Frau Smidt hier einen Paradigmenwechsel und die Forderung, dass auch Kinder ein Recht auf Begleitung in Trauerprozessen haben. Mit der Podiumsdiskussion sei damit ein wichtiger Meilenstein zur Auseinandersetzung geschaffen, meinte Herr Wassink. Aus eigenem privatem Erleben konnte dieser berichten, wie unterschiedlich die Verarbeitung eines Trauerfalls bei Kindern sein kann und dass es gerade deswegen wichtig ist, Kindern die Wahrheit zu erzählen, sie nicht anzulügen und Möglichkeiten der Verarbeitung aufzuzeigen. Das Begreifen sei in solchen Fällen sehr wichtig, betonte Frau Eggert von der Krankenhausseelsorge, die von beeindruckenden Menschen berichten konnte, da Menschen im Krankenhaus ohne Maske seien und sich dadurch eine Nähe entwickeln könne.

Transparent waren auf dieser Podiumsdiskussion, in der es auch um Bestattungskultur, Umgang mit dem Tod, Patientenverfügung und Sterbehilfe ging, alle Beteiligten. Frau Freesemann konnte Einblicke in den OP-Alltag geben und dass gerade die Transparenz von Angehörigen beim Überbringen von schlimmen Botschaften auch eine Belastung darstellt.

Wie kommt man dazu, sich beruflich mit diesem schweren Thema auseinanderzusetzen, wo doch im Alltag der Tod ausgeblendet werden soll und schon das Thema Patientenverfügung im Alter für viele eine Herausforderung darstellt und vor allem: wie gelingt ein sorgenfreies Leben im Privaten, wenn sich beruflich alles um das Thema Tod und Sterben dreht. Hier waren sich alle Beteiligten einig: die Familie, die Menschen sind es, die Kraft geben, Hoffnung schenken und zeigen: das Leben ist ein Geschenk. Dieses Geschenk bis zu letzt zu nutzen, gut zu gestalten sei wichtig – gerade auch hinsichtlich des letzten Weges. Herausforderungen, Schwierigkeiten und Schicksalsschläge könnten nicht umgangen werden, sondern müssten dann durchgestanden und umgestaltet werden. Das Wissen um Kraftspender, die Menschen, Kontakte, Nähe und schöner Erinnerungen sein können, kann helfen. Für die Schülerinnen und Schüler, die kurz vor Erreichen ihres Abschlusses stehen war aber gleichzeitig die Erkenntnis wichtig, der Tod gehört zum Leben dazu und dieses als Geschenk zu betrachten fällt vielleicht leichter, wenn man um die Endlichkeit weiß, darum, dass das Leben zeitlich begrenzt ist, und eben nur ein „Wimpernschlag“ wie es Frau Smidt so treffend ausdrückte. Dieses Geschenk zu nutzen, war ein wichtiger Impuls, der die Schülerinnen und Schüler wieder zurückholte.

Zum Nachdenken angeregt und neue Perspektiven aufgezeigt hat diese Podiumsdiskussion sicherlich auf vielfältige Art und Weise. Als Dankeschön kamen im Zuge einer von den Schülerinnen und Schülern organisierten Spendenaktion 80,00 Euro zugunsten der Hospiz-Initiative Leer zusammen.